PresseinformationSolingen, 24. April 2009
Angemessener Standort für MTV gefordert
Informationsgespräch der Stadt am 23. April 2009 zu Fürkeltrath I
Die Bürgerinitiative Fürkeltrath (BIF) hat bei dem gestrigen nicht-öffentlichen Informationsgespräch der Stadt im Klingenmuseum dazu aufgefordert, einen geeigneten Standort für das innovative Unternehmen MTV in Solingen zu finden. „Galvanik ja, aber dann am richtigen Platz“, forderte Karl-Peter Engemann, Vertreter der BIF.
MTV sucht einen zweiten Standort in Solingen, in Ergänzung zum Höhscheider Weg, um seine Produktionskapazität zu erweitern. Die Wirtschaftsförderung hat das Gewerbegebiet Fürkeltrath I angeboten. Der rechtskräftige Bebauungsplan lässt zur Zeit die Ansiedlung dieses Betriebs nicht zu, so dass eine Änderung notwendig wäre.
Verschiedene BIF-Mitglieder hatten ihre Fragen mitgebracht, die sie bei dieser Gelegenheit klären wollten. Angefangen mit dem genauen Aufbau der Hallen, Fragen zu der Art der galvanischen Verfahren, verwendeten Stoffe und ihrer Menge, über die Lärm- und Geruchsbelästigungen bis hin zu Fragen über Schadensersatz bei Wertverlust der Immobilien. Der BIOLAND-Hof Kollodzey-Dieckmann in Fürkeltrath sieht in der Ansiedlung einer Galvanik am Rande des Landschaftsschutzgebiets und des Gewässertop Holzer Bach eine direkte Gefährdung seiner Existenz.
Von der Beantwortung der Fragen hatte sich die Bürgerinitiative mehr erhofft. „Mit Bezug auf den aktuellen Stand der Planung wurde die Beantwortung unserer Fragen weiterhin vertagt. Die meisten davon sollen im Rahmen des BIMSCH-Genehmigungsverfahrens geklärt werden,“ berichtet Dirk Monsieur, Vertreter der BIF. „Allerdings wird dieses erst eingeleitet, wenn der Standort bereits feststeht.“ Dies würde bedeuten, dass eine Zustimmung zur Änderungen des Bebauungplans erfolgen soll, bevor überhaupt alle relevanten Informationen vorliegen. „Der Rat soll die Katze im Sack genehmigen,“ beschreibt Engemann den Vorgang aus Sicht der Anwohner. Von den geplanten Hallen ist nur klar, was in der ersten 30 Meter hohen produziert werden soll. Was in den anderen passiert, und ob und wann diese überhaupt gebaut werden sollen, möchte das Unternehmen von seiner zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung abhängig machen. Mögliche Produkte, Verarbeitungsarten, Gefahrstoffe, Zeitpläne und Mitarbeiterzahlen stünden noch nicht fest. Damit bleibt der Hauptteil des Gesamtprojektes unklar. „Das ist paradox. Wir verstehen nicht, wie man einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan erstellen kann, wenn das Vorhaben an sich überhaupt noch nicht klar ist,“ so Engemann.
Natürlich wurde auch die Frage nach den geplanten Arbeitsplätzen aufgeworfen. Denn diese werden bei der Entscheidung für oder gegen die Änderung des Bebauungsplans gegen die Bedürfnisse der Anwohner, dem Schutz ihrer Gesundheit und ihres Eigentums, aufgewogen. „Uns wurde klar gesagt, dass sich MTV nicht an Spekulationen über Arbeitsplätze beteiligen wird. In der bisher einzigen fest geplanten Halle werden bis zu 20 Arbeitsplätze entstehen. Alles andere ist Zukunftsmusik,“ berichtet Monsieur anhand der Aussagen von MTV Chef Wilbuer.
Leider konnten am Ende nicht alle für den Abend geplanten Fragen gestellt werden. So blieben die Themen Gefährdung des angrenzenden Landschaftsschutzgebiets und Beeinflussung der Korkenziehertrasse unangesprochen. Neben vielen anderen bleibt vor allem die Frage offen, warum es in Solingen für den wichtigen Wirtschaftszweig Galvanik kein angemessenes Industriegebiet gibt, in dem sich ein erfolgreiches Unternehmen wie MTV ansiedeln kann, ohne dass auf vorgeschriebene Sicherheitsabstände zum Schutz der Bevölkerung verzichtet werden muss.
Im Namen aller Mitglieder der Bürgerinitiative Fürkeltrath bedankten sich die anwesenden Vertreter abschließend für das größtenteils sachliche Gespräch und für die Zeit, die die anwesenden Fraktionsmitglieder, Stadtplaner und Vertreter des Unternehmens den Fragen und Sorgen der Anwohner in diesem vierstündigen Gespräch gewidmet haben. Der knapp 20-seitige Fragenkatalog wird schriftlich an alle Teilnehmer versand mit der Bitte um eindeutige Beantwortung.
Teilnehmer der BIF:
Dr. Cornelius Arendt, Diplom Chemiker, Magister der Technologie
Karl Dieckmann, BIOLAND-Gärtner
Karl-Peter Engemann, Dipl.-Ing.
Dr. Jörg Gehrke, Fach-Arzt
Dr. Manfred Lindemann, Dipl.-Chemiker
Dirk Monsieur, Dipl.-Ing
Hartmut Ritterskamp, Versicherungs-Jurist
Eugen Schünemann, kaufm. Angestellter
Christiane von der Trappen, Kommunikations-Fachfrau
Fürkeltrath ist eine Hofschaft im Nordwesten Gräfraths. Sie grenzt im Süden an ein Landschaftsschutzgebiet, im Norden an die Korkenziehertrasse und das Gewerbegebiet Fürkeltrath I. Aufgrund eines Klimagutachtens enthält der 2001 verabschiedete Bebauungsplan W 309 klare Einschränkungen der zulässigen Betriebsformen. Die Stadt will dies ändern, um die Ansiedlung des Galvanikunternehmens MTV Metallveredelungs GmbH & Co.KG, das unter anderem Castor-Behälter beschichtet, zu ermöglichen. Der durch den Abstandserlass NRW vorgeschriebene Sicherheitsabstand zur Wohnbevölkerung soll deutlich unterschritten werden. Zum Schutz der Gesundheit der AnwohnerInnen und zum Erhalt der Lebensqualität, sowie der Immobilienwerte, liegt es im Interesse der BIF, dies zu verhindern.
Aktuelle Informationen auf www.fuerkeltrath.de.